Draconiden-Ausbruch 2011?

(Mag.Thomas Weiland, aus Sternenbote 10/2011)

Die Draconiden zählen zu den bemerkenswertesten Erscheinungen unter den Meteorströmen, lieferten sie doch in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts überaus heftige Schauer (1933, 1946; ZHR jeweils 10000+). Auch in den Jahren 1952, 1985 und 1998 fanden weitere, wenngleich nur mäßige Ausbrüche statt. Da sie auf jene Zeiten beschränkt blieben, in denen der Erzeugerkomet, 21P/Giacobini-Zinner, sein Perihel durchlief, gelten die Draconiden bis heute als periodischer Strom. Jüngste Modellrechnungen haben gezeigt, daß für den 08.Okt.2011 möglicherweise ein neuerlicher bemerkenswerter Schauer zu erwarten ist. Dabei gehen die Vorhersagen davon aus, dass es an diesem Tag zwischen 16h und 21h UT zu gesteigerter Aktivität kommen wird. Allerdings weichen die Einschätzungen betreffend Zeitpunkt und Stärke voneinander ab. Grund dafür sind diverse Unsicherheiten in der Bahn sowie in der Natur des Kometen 21P/Giacobini-Zinner. Dennoch sind sich die meisten Autoren einig, daß die Erde zwischen 19h und 21h UT den in den Jahren 1900 und 1907 freigesetzten Staubstreifen des Kometen begegnen wird. Da diese u. a. auch für die bemerkenswerten Schauer der Jahre 1933 und 1946 verantwortlich waren (s. o.), ist eine gewisse Kalibration hinsichtlich des diesjährigen Aktivitätsniveaus möglich – Vaubaillon et. al. [2] nehmen eine ZHR von etwa 600 an, Maslov [1] schätzt diese etwa um den Faktor 10 geringer. Schwieriger gestalten sich Prognosen für die Zeit zwischen 16h und 19h UT, während der die Erde voraussichtlich weiteren, allerdings weniger dichten bzw. weiter entfernten Staubstreifen aus den Jahren 1873-1894 nahe kommen wird. Laut Vaubaillon et al. könnte die Stärke des resultierenden Maximums eine ZHR von maximal 200 erreichen, nach Maslov nur wenige Meteore pro Stunde. Leider wird das mögliche Draconiden-"Schauspiel" 2011 sehr von dem bereits fast vollen Mond (k=0,90) beeinträchtigt. Dies führt, je nach Transparenz des Himmels, zu einer Verringerung der beobachtbaren Meteorzahlen um einen Faktor von bis zu 10! Um dies teilweise zu kompensieren, wird empfohlen, einen höher gelegenen Ort, wenn möglich im Gebirge, aufzusuchen. Gleichzeitig sollte der Mond außerhalb des Gesichtsfeldes liegen. Draconiden-Meteore sind an ihrer langsamen Erscheinung (Eintrittsgeschwindigkeit 20 km/s) leicht von anderen Quellen zu unterscheiden. Darüber hinaus handelt es sich bei ihnen um die fragilsten Meteoroide, die man kennt, ein nicht unwesentlicher Prozentsatz hinterlässt daher Spuren. Wenngleich die diesjährige Wiederkehr der Draconiden mit ziemlicher Sicherheit nicht an die bemerkenswerten Leoniden-Stürme der Jahre 1999, 2001 und 2002 heranreichen dürfte, so wird auf Grund der Seltenheit ihrer Erscheinung dennoch zur Beobachtung aufgerufen. Schließlich findet das nächste vergleichbare Ereignis aller Voraussicht nach erst in der 2. Hälfte des 21. Jahrhunderts statt [1]!

Literatur

[1] Maslov, M.: Future Draconid outbursts (2011 – 2100). WGN 39:3 (2011), pp. 64-67.
[2] Vaubaillon, J., Watanabe, J., Sato, M., Horii, S. and Koten, P.: The coming 2011 Draconids meteor shower. WGN 39:3 (2011), pp. 59-63.

Beobachtungsberichte bitte an das Astronomische Büro, 1230 Wien


Homepage Astronomisches Büro:
E-Mail: astbuero@astronomisches-buero-wien.or.at