Erste Vollautomatische Feuerkugelstation in Österreich

Österreichischer Astronomischer Verein, Wien
aus dem Sternenboten 9/2009

Mit diesem Bericht wird Allen, die zum Gelingen dieses vor einem Jahr bekanntgemachten Projektes beitrugen, vielmals gedankt!

Festakt am 8.August 2009

Bei strahlendem Sonnenschein wurden die Gäste mit klingendem Spiel von der Musikkapelle Martinsberg vor dem Gemeindesaal von Martinsberg NÖ empfangen und um 10 Uhr begrüßte Bürgermeister Johann Höllrigl die Festversammlung und stellte die Ehrengäste vor.

Dr.Pavel Spurny vom Institut für Astronomie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften gedachte der Arbeit seines Vorgängers Dr. Zdenek Ceplecha, der viele Jahre in der Meteorastronomie weltweit führend war und zunächst das tschechische und dann das Europäischen Feuerkugelnetz schuf. Dann beschrieb er, wie in monatelanger, enger und intensiver Zusammenarbeit die neue vollautomatische Feuerkugelstation in Oed bei Martinsberg entstand und führte aus: "Von Anfang an war es eine schöne und fruchtbare Zusammenarbeit. So schrieb Prof.Mucke seit 2008 179 Emails und ich ihm 140! Nun können wir ein so schönes Ergebnis feiern und darauf ehrlich stolz sein!" Die tschechischen vollautomatischen Kameras und theoretischen Methoden bestimmen den Fallort eines Meteoriten, die vorangegangene Bahn um die Sonne und die Natur dieser Kleinstkörper im Planetensystem so genau wie nie zuvor. "Die neue Station paßt vorzüglich in das bestehende Netz und steht an einem sehr günstigen Ort. Herzlich willkommen in der großen Familie der vollautomatischen Feuerkugelkameras!"

Em.Univ.Prof.Dr.Hans Michael Maitzen vom Institut für Astronomie der Universität Wien erinnerte an die Meteorastronomie an der Wiener Universitäts-Sternwarte und würdigte die Leistungen, die immer wieder auch außerhalb der Berufsastronomie erbracht wurden. In diesem Sinne begrüßte er die Schaffung dieser vollautomatischen Station mit ihren verbesserten Möglichkeiten auf dem Gebiet der Meteorbeobachtung, das wie kein anderes bislang stark auf die Mitwirkung der Öffentlichkeit angewiesen war.

Ministerialrat Dr.Daniel Weselka vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung führte aus, wie schwierig die Förderung von Wissenschaftsprojekten durch die in der Wirtschaftskrise noch knapper gewordenen Budgetmittel geworden waren. Projekte, die auch in Zukunft Forschungschancen eröffnen - wie der Beitritt Österreichs zur ESO - konnten bessere Voraussetzungen bieten. Diese Strategie kam auch dem Projekt in Martinsberg zugute. Er überbrachte die Grüße des Herrn Bundesministers Dr.Johan-nes Hahn. Dieser hatte in einem Schreiben an den Österreichischen Astronomischen Verein zum Ausdruck gebracht: "Ich verstehe aber auch gut Ihr Anliegen daß es interessante Forschungsarbeiten abseits der Großforschungsanlagen gibt und freue mich daher, Ihnen eine Unterstützung für die Meteorkamera zusagen zu können. Ich wünsche eine erfolgreiche Beobachtungstätigkeit und rege wissenschaftliche Kontakte mit unseren Nachbarn."

Hofrat Dr.Mag.Andreas Kusternig von der Niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Kultur und Wissenschaft, brachte wegen Urlaubes brieflich die Wertschätzung des Projektes in Martinsberg zum Ausdruck: "Die Projekte "Sterngarten" und "Planetenweg" am Rand des Lainzer Tiergartens verdankten ihren Erfolg persönlichem Engagement. Umso mehr freut es mich, daß nunmehr auch in Niederösterreich, in Martinsberg, eine vollautomatische Meteorstation geplant wurde und ein auch für die Zukunft für uns alle sehr wichtiges Projekt verwirklicht wurde. Da war es ja geradezu eine Selbstverständlichkeit für die Abteilung Kultur und Wissenschaft, sich zu bemühen, trotz der bestehenden budgetären Schwierigkeiten den Verein bei der Umsetzung dieses Projektes finanziell zu unterstützen. Für die Zukunft wünschen wir viel Erfolg und Freude bei der weiteren Arbeit, natürlich insbesondere im Rahmen der Aktivitäten in und um Martinsberg."

Em.Univ.-Prof.Dr.Hermann Haupt, Universität Graz, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Em.Univ.-Prof.Dr.Gero Kurat, vormals zuständig für die Meteoritensammlung, NHM Wien und em.Univ.-Prof.Dr.Viktor K.Abalakin, Russische Akademie der Wissenschaften, gratulierten brieflich sehr herzlich.

a.o.Univ.-Prof.Dipl.Ing.Dr.Robert Weber, Vorsitzender des Österreichischen Astronomischen Vereins, führte aus, wie Univ.- Prof.Dr.Oswald Thomas seit 1907 in Kronstadt zunächst eine Sammelstelle für Meteorbeobachtungen - das Astronomische Büro - und 1924 in Wien unsere Gesellschaft gründete. Die Mitglieder wurden mit freisichtiger Himmelsbeobachtung vertraut gemacht, um korrekte Meteorbeobachtungen liefern zu können. Aus hunderten Meldungen wurden mühvoll und von Hand Bahnberechnungen von Meteoren durchgeführt; Akademieveröffentlichungen bezeugen es. Unsere Gesellschaft dankt aufrichtig für die Errichtung dieser wirkungsvollen Beobachtungsstation dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung sowie dem Land Niederösterreich für Förderung, der Marktgemeinde Martinsberg für die Kosten des Kameraturms und für die Baugenehmigung auf Gemeindegrund sowie nicht zuletzt der Spendenaktion des Sternenboten. Auch Erwin Hackl, Geschäftsführer der Schlosserei Ledermüller sowie für Kabelverlegung Erich Schindler und Einverständnis von Herbert Schwarzl, Oed, sei sehr gedankt! Ganz besonderer Dank gilt dem Vereinsobmann Gerhard Janu für vielseitige, große Hilfe vor Ort

Bildpräsentationen folgten von Gerhard Janu, Obmann, Verein Waldviertler Sternwarte "Orion" zum Bau des Kameraturmes und Prof.Hermann Mucke, Astronomisches Büro, zur Entwicklung und Leistung der vollautomatischen Feuerkugelkamera.

Bürgermeister Johann Höllrigl lud nach kurzer Schlußansprache zu Buffet und Besichtigung der Feuerkugelstation und der Waldviertler Sternwarte "Orion" in Oed: Danach intonierte Musikkapelle Martinsberg die Niederösterreichische Landeshymne.

Besichtigungen in Oed gestatteten, den Turm über die Leiter zu besteigen und Dr.P.Spurny stellte oben die Kamera aus der Nähe vor.- In der Sternwarte zeigte ihr Leiter G.Janu unter dem abgerollten Dach das Cassegrain-Teleskop 31/425cm samt Zubehör.


Erste erfaßteFeuerkugel der Kamera , aufgenommen beim Test in Ondrejov am 21.April 2009, 22h34m07,5 UT. Strichliert Feuerkugel, darunter Satellit und darüber Flugzeug. Anfang und Ende der atmosphärischen Bahn auf wenige Meter genau bestimmt! Kein Meteoritenfall

Zusammenarbeit: Die Astronomische Arbeitsgruppe Gahberg OÖ freut sich mit ihrer modernisierten Konvexspiegel-Feuerkugelkamera (s.Heft 3/2007) auf gemeinsame Arbeit!


Astronomisches Büro, Wien
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