100 Jahre Astronomisches Büro, 1907-2007

Von Prof.Hermann Mucke, Astronomisches Büro, Wien

(aus dem Sternenboten 5/2007, 28.Apr.2007)

Für die ersten fünfzig Jahre muß ich mich auf die schriftliche Hinterlassenschaft von Univ.-Prof.Dr.Oswald Thomas (7.Juli 1882 Kronstadt - 13.Februar 1963 Wien) sowie auf persönliche Berichte von ihm und vielen, die ihm nahe standen, stützen. Er war der Gründer und Eigentümer des Astronomischen Büros sowie mein Lehrer und Vorgänger. Er bildete mich als seinen Nachfolger heran und ich übernahm das Büro 1963; dessen Inventar wurde aber zum größten Teil zugunsten von Verwandten veräußert. Für die zweiten fünfzig Jahre kann ich aus Eigenem berichten.

In "50 Jahre Astronomisches Büro (1907-1957)" schreibt Prof. Thomas (Die Sterne, Jg.34, Heft 5-6, p.104-113, J.A.Barth, Leipzig 1958; kursiv. Normal: Anmerkung des Autors) unter Anderem:
Als Gründungsjahr des Büros kann 1907 angesetzt werden, da ich damals, im Mai, in meiner Heimatstadt Kronstadt in Siebenbürgen, unter dem wundervollen Himmel der Karpaten eine "Sammelstelle für Meteormeldungen" einrichtete. Vielleicht gibt ein halbes Jahrhundert ununterbrochener Arbeit das Recht, Freunden der Himmelskunde zu zeigen, wie man, wenn auch selbstverständlich nur unter großen Opfern, eine private und von niemand abhängige Wirkungsstätte schaffen und betreiben kann.- Die wesentlichen Aufgaben des Astronomischen Büros seien gleich vorweggenommen: Himmelskundliche Belehrung, auch weiter Schichten des Publikums, durch Wort und Schrift unter bewußter Bevorzugung der Astrognosie und Erklärung astronomischer Grundbegriffe, astronomische Methodik unter Empfehlung konkreter Vorschläge, Organisation der Meteorbeobachtung auf breiter Basis, Bahnberechnung von Feuerkugeln, dies letztere nicht nur vom Standpunkt der bloßen Forschung, sondern vielmehr auch vom Standpunkt der Lehrtätigkeit.

Etwas Chronik

In Kronstadt (heute Brasov) war ich 1910-1913 Professor für Mathematik und Physik an dem 1544 gegründeten Kronstädter evangelisch-deutschen Gymnasium, 1913-1915 an Wiener Privatschulen tätig und 1915-1922 sowie 1933-1934 Leiter der Wiener Urania Sternwarte, 1915-1942 Professor am Realgymnasium Wien VIII, anfangs als Supplent; 1925-1938 Dozent für Astronomie am Pädagogischen Institut für Lehrer der Stadt Wien, 1927/1928 und 1932/33 leitender Astronom des Wiener Zeißplanetariums. Seit 1926 bin ich Vortragender im Rundfunk und von 1941 an Honorarprofesser für Astronomie an der Universität Wien.

Sammlungen des Büros

Astronomische Blattsammlung [Abla]:
30 000 Broschüren sowie Teile und Ausschnitte aus rund 200 Fachzeitschriften (und mehr als 70 regelmäßig erhaltenen Mitteilungen von Sternwarten), auch aus Zeitungen und ist in 704 deutlich beschrifteten staubdicht verschlossenen "Buchmappen" [26x26x2,5cm] untergebracht. Sie gibt auch dann, wenn sie nicht fortgesetzt werden sollte, ein gutes Bild über die astronomische Literatur eines halben Jahrhunderts und gestattet tatsächlich "mit einem Griff" das Material zu einem gesuchten Thema herauszuholen.

Astronomische Bildersammlung [Abs]:
Sie enthält in 176 Schachteln [25x18x8cm] etwa 24 000 Bilder, sämtlich auf "Weltformat IX" [16x22,6cm] aufkaschiert.

Diapositivsammlung:
Ihre etwa 2 800 für Projektionsvorträge bestimmten Laternbilder [8,5x10cm liegend] dürften sich in methodischer Hinsicht von ähnlichen Sammlungen wesentlich unterscheiden.

(Abla und Abs kamen laut Testament geschlossen ins Deutsche Museum in München. Dazu wurde Persönliches über Prof. Thomas mitgeteilt. Die Diaposivsammlung überließ das Deutsche Museum zum Umkopieren dankenswert dem Astronomischen Büro).

Bücherei:

Infolge der Einverleibung der (doppelt bezogenen) Zeitschriften in die Blattsammlung und Weitergabe beträchtlichen Materials, dessen Benützung nicht zu den Aufgaben des Büros zählt, ist der Umfang der Bücherei, in der sich übrigens recht wertvolle alte Werke befinden [Regiomontan, Apian, Peuerbach, Grotius, Galilei, Kepler u.a.] weniger groß. Ihre Bände machen, Buch an Buch, immerhin eine 47m lange Reihe aus.

Instrumentarium:

Es ist bescheiden, da - von den Uraniajahren abgesehen - das Schwergewicht insbesondere der volksbildnerischen Tätigkeit meist auf optikloser Erklärung beruht und auch die Meteorbeobachtung naturgemäß ohne Teleskop erfolgt. Es handelt sich im wesentlichen um einen übrigens ganz ausgezeichneten Steinheilrefraktor (ging noch persönlich an Eduard Rauscher, den Vereinskassier von 1924 bis 1985) , mehrere Handfernrohre, einen Zeißfeldstecher (Delactem), zwei Sextanten, ein Hindermann´sches Orbitoskop, Schenkung des Basler Erfinders (Mucke persönlich übergeben) sowie andere Demonstrationsapparate.

Vorträge

Über meine Vortragstätigkeit von 1905 und 1956 gibt die folgende Zusammenstellung Auskunft: 760 Projektionsvorträge / 602 Vorträge ohne Lichtbilder / 33 Experimentalvorträge / 264 Vorträge im Zeißplanetarium / 274 Radiovorträge / 405 Vorträge unter freiem Himmel, "Sternabende" meist am Sommerheidenweg in Wien. Dort werden mit magistratischer Bewilligung die gesamten Straßenlampen vom stadtnächsten Ende bis Salmannsdorf ausgeschaltet. Eine illustrierte Beschreibung der "Wiener Sternabende" erschien in der "Himmelswelt", Bonn 1942 / Dazu kommen ca. 700 Demonstrationen am Urania-Refraktor.

Planetarium

Im Zeiß-Planetarium [zunächst vor dem Messepalast, später beim Tegetthof-Denkmal], das ich 1927/28, dann wieder 1932/33 leitete, wurde unter vielem Anderen mein Vortrag "Der Himmel über Wien" über tausendmal aufgeführt. Gezählt wurden ca. 200 000 Besucher. In einem meiner Wiener Planetariumsvorträge hörte ein Herr aus Chikago zu und war vom Planetariumhimmel so begeistert, daß er nach Rückkehr nach Amerika den Bankier Adler dazu bewog, für Chicago ein Zeißplanetarium, das erste in der neuen Welt, zu stiften. Dies geschah, und wenn diesem Beispiel folgend eine große Anzahl weiterer amerikanischer Zeißplanetarien dasteht, so sollte nicht vergessen werden, daß die erste Anregung zur Gründung dieser amerikanischen Sternentempel von Wien aus über das große Wasser ging. Für die Auferstehung des gegenwärtig seinen Dornröschenschlaf schlafenden Planetariums bleiben die von mir schon seit je geäußerten Empfehlungen nach wie vor aufrecht: Gänzliche Übernahme durch die Gemeinde Wien, Unterstellung unter die Aufsicht des Stadtschulrates, ein definitiver Bau in zentraler Lage, in erster Linie reinen Lehrveranstaltungen, auch Exkursionen aus den Bundesländern dienend und nur an bestimmten Wochentagen, vor allem sonntags, als astronomische Schaubühne für das große Publikum offenstehend (Prof.Thomas nahm noch an der Grundsteinlegung des neuen Wiener Planetariums am 16.Juni 1962 teil).

Kongresse

Von den Versammlungen der Astronomischen Gesellschaft besuchte ich sieben, z.T. mit Referaten: 1921 Potsdam, 1924 Leipzig, 1926 Kopenhagen, 1928 Heidelberg, 1930 Budapest, 1937 Breslau und 1956 Hannover. Bei den drei IAU-Kongressen: 1928 Leiden, 1932 Cambridge und 1938 Stockholm war ich jedesmal der einzige Teilnehmer aus Österreich. Die Kosten für sämtliche zehn Kongresse bestritt ich aus Eigenem (d.h.namens des Astronomischen Büros).

Astrognosie

Sie bildet mit der sogenannten "elementaren", den Anfängern gegenüber aber vielleicht am schwierigsten zu behandelnden, auch Sphärik und astronomische Erdkunde einschließenden Himmelskunde das Stiefkind der Astronomenschaft - ganz zu Unrecht und zum Schaden der Wissenschaft. In diesem Sinn hatte ich am 5.September 1932 in der Sitzung der Meteorkommission der IAU in Cambridge, Mass., eine Empfehlung abgegeben, die im wesentlichen folgendes enthält: Der Fortschritt der wissenschaftlichen Meteorastronomie hängt letzten Endes ebenso von der Güte der vorliegenden Meteorberichte ab, wie die Resultate bei Berechnung von Kometen von der Güte der teleskopischen Festlegungen. Meldungen z.B. über Feuerkugeln hängen in ihrer Brauchbarkeit direkt davon ab, inwieweit die zufälligen Beobachter, in der erdrückenden Mehrheit Nichtastronomen, mit den Sternbildern und damit zugleich mit den elementaren sphärischen Begriffen vertraut sind". Laienmeldungen über eine Feuerkugel gewinnbringend zu erfassen ist ohne virtuose astrognostische Beherrschung der Sphäre eine Unmöglichkeit. Leider war in den letzten Jahren im Gegensatz zum stes vorhandenen Interesse im großen Publikum unter der Hörerschaft unserer Universität ein geringes Interesse für allgemein-astronomische Gegenstände zu verzeichnen.

Meteororganisation

Die Kronstädter Sammelstelle für Meteormeldungen war auf unsere Anregung hin anfangs zugleich die des Stuttgarter "Kosmos". In Wien hatte ich das große Glück, mit Hofrat von Nießl-Mayendorf in engere Verbindung zu treten, der im Sinne von Bessel und Galle die Theorie und Praxis der Feuerkugelbahnberechnung zu klassischer Entfaltung brachte. Nach Nießls Tod [1919] war Professor Hoffmeister in Sonneberg mein ständiger Berater, bis ich selbst nach von Nießls und Hoffmeisters Anleitungen Bahnen berechnete, in allererster Linie aber im Büro und in Universitätsvorlesungen (insgesamt 15 Semester hindurch) Bahnberechnung lehrte. Zu den anregendsten Stunden gehörten hierbei die Diskussionen in unserm "Meteorastronomischen Praktikum" an 36 Nachmittagen von 1945 bis 1949, bei dem von den insgesamt 48 sich Meldenden ein Dutzend mit großer Hingebung fest bei der Stange blieb. 1936 wurde auf Anregung von F.de Roy, Antwerpen, dem Präsidenten der IAU-Meteorkommission 22, der ich als Mitglied angehöre, mein Büro die "Meteorwissenschaftliche Zentralstation für Österreich" und blieb sie bis 1953. In diesem Jahr sah ich mich wegen Überbürdung mit Arbeit genötigt, nach 46jährigem "Einfangen" jener himmlischen Feuerzeichen den gesamten Meteorapparat meines Büros der Wiener Universitäts-Sternwarte abzutreten (leider war dort um 1970 laut Auskunft dieses Material nicht vorhanden).
Bis 1952 einschließlich erhielten wir alles in allem 17 642 Meldungen, dabei bei interessanten Phänomenen einige hundert bis 592. Nur zweimal sind in der Zeit unserer Meteorarbeit Meteorite auf österreichischem Gebiet gefallen: am 28.Aug.1925 in Lanzenkirchen bei Wiener Neustadt und am 5.Nov.1932 bei Prambachkirchen. Im ersten Fall trug das Astronomische Büro zur Ermittlung das Seine bei, im zweiten Fall machte eine Auslandsreise wegen eines Todesfalles in der Familie eine fördernde Mitarbeit unmöglich.
(Die zur Zeit von Prof.Thomas allein mögliche freisichtige Meteorerfassung ist durch die Feuerkugelkameras stark zurückgetreten).

Meteorabhandlungen

In den Sitzungsberichten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften veröffentlichte ich eine Bahnberechnung der Feuerkugel vom 19.August 1936 [Beskidenmeteor] und in den Astronomischen Nachrichten einen Bericht über ein langdauerndes Meteor vom 28.Juli 1936 [Turiameteor]. Außerdem wurde ein in alle Einzelheiten gehendes Muster-Rechenschema für Bahnbestimmungen hergestellt. Im Rahmen unseres "Meteorastronomischen Praktikums" hat Hofrat Pastor-Mödling [gestorben 1953] in der Akademie der Wissenschaften Bahnbestimmungen und sonstige Berichte über 8 Feuerkugeln veröffentlicht. Eine Bahnrechnung durch Dipl.Ing.H. Pouch ist derzeit noch in Bearbeitung. Schließlich hoffe ich, ein schon vor vielen Jahren begonnenes umfangreiches "Lehrbuch zur Bahnberechnung von Feuerkugeln", das im Manuskript vorliegt, druckreif fertigzustellen.

Ein Sternenhain für Wien

Seit wohl mehr als dreißig Jahren geht mir ein Projekt im Kopf herum, zu dessen Realisierung sich im Jahre 1952 auf Einladung von DDDr.Rössel-Majdan im Wiener Funkhaus ein Komitee konstituiert hat. Es ist daran gedacht, auf dem Plateau des Laaerbergs in Wien-Favoriten einen "Sternenhain" zu schaffen (Im Sternenboten 12, 145, Heft 5, p.62-69, Astronomisches Büro, Wien 1969, ist dieses Projekt nach dem Originalplan von Prof.Thomas genau beschrieben. Es konnte dort - auch nach neuerlicher Bemühung 1969 - nicht verwirklicht werden).

Astroverein

Seit 1924 besteht - bei dreijähriger Unterbrechung nach 1934 - ein "Astronomischer Verein Wien". Seine Mitgliederzahl hält sich im Durchschnitt bei etwa anderthalb tausend. Der Verein stellt seinen Satzungen entsprechend dem Astronomischen Büro seine Sekretärin zur Verfügung und kommt für die Porto- und Telephongebühren des Büros auf. Die nicht unbeträchtichen Ausgaben zur Erhaltung und zum Betrieb des Büros und für sein gesamtes Inventar bestreite ich als Eigentümer des Büros ganz aus Eigenem.

Veröffentlichungen

Bisher sind aus meiner Feder folgende Bücher veröffentlicht worden:

ASTRONOMIE, TATSACHEN UND PROBLEME, Verlag "Das Bergland-Buch, Salzburg. 1.Aufl. 1933, die gegenwärtige 7.Aufl. umfaßt 1011 Textseiten, 458 von mir gezeichnete Strichzeichnungen und 52 Tiefdruckbilder. 1944 holländische Auflage.

ATLAS DER STERNBILDER. Mit figuralen Darstellungen von Prof.Richard Teschner. Selber Verlag. 1.Aufl.1945, 2.1952 (3. 1963).

HIMMEL UND WELTALL, in den ersten Auflagen ab 1928 HIMMEL UND WELT, einschließlich aller Lizenz-Ausgaben und einer Londoner, New Yorker und einer holländischen Übersetzung in bisher 11 Auflagen. Paul Neff Verlag, Wien-Berlin-Stuttgart.

KLEINE Veröffentlichungen: Das Wiener Planetarium, Verlag Wiener Messe AG, 1927 / Fahrt zum Mond - zum Nachdenken für Jedermann, Verlag Sailer, Wien 1947 / Zweijahresberichte über die Tätigkeit des Astronomischen Büros in der Leipziger Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft / Seit 1948 systematische Notizen in der amtlichen "Wiener Zeitung". (Wissenschaftliche Veröffentlichungen s. Meteorabhandlungen).

Unser Jubiläumsbericht werde mit der Deutung der Buchstabenreihe VICME geschlossen, die im alten Wiener Botschafterviertel im 3.Bezirk, Salesianergasse 8, an der Tür zum Astronomischen Büro den Eintretenden grüßt. Sie bedeutet den Spruch Tycho Brahes:

VIVIMUS INGENIO CETERA MORTIS ERUNT

Möge sich dieses "ingenium" jeder Astronom und Himmelsfreund nach seinem Geschmack übersetzen und auslegen. Der Verfasser dieses Berichtes tat und tut dieses nach seiner eigenen Art.

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"Erinnerungen an Oswald Thomas" habe ich im Sternenboten 47, 577, Heft 8/2004, p.142-149 veröffentlicht. Wir, der Freundeskreis um Prof.Thomas und ich, bemühten uns zunächst, das von ihm Geschaffene zu bewahren und möglichst in seinem Sinn himmelskundlich weiterzuarbeiten. Das betraf auch den "Astroverein", seit 1983 "Österreichischer Astronomischer Verein".

Dank der Thomas'schen himmelskundlichen Didaktik, die ich schon auf dem Flakturm im Esterhazypark (Astronomische Volksbildungsstelle Flakturm) seit 1954 zu nützen lernte (siehe dazu http://www.austriaca.at/sternwarten), erhielt ich das Angebot der Stadt Wien, das neu errichtete Wiener Planetarium zu leiten. Dadurch konnte ich aber mein schon bis über die Diplomarbeit hinaus gediehenes Studium an der TU Wien nicht fortsetzen. Angesichts eines solchen "Geschenk des Himmels" fiel mir die Entscheidung jedoch nicht schwer und im Rückblick kann ich sagen, daß ich trotzdem jedes der später in meiner Tätigkeit auftretenden mathematischen, physikalischen oder technischen Probleme bewältigen konnte. In der Himmelskunde verdanke ich Univ.-Prof.Dr.Josef Hopmann viel; auch empfahl er mich als Planetariumsleiter.

Als das am 20.Juni 1964 eröffnete, der Wr.Urania von der Stadt Wien anvertraute Planetarium nach dem Anfangsstoß weniger Geld brachte, gab es ohne wirksame Werbung eine Betriebskrise.-

Ich hatte als wissenschaftlicher Leiter keine Verwaltungsbefugnis; alle Bemühungen um Abhilfe mußten daher leider erfolglos bleiben.

Wiener Planetarium und Astronomisches Büro

Nach dem damaligen Stand der Dinge um das Planetarium erforderte die Lage eine radikale Maßnahme. Unser Familienrat beschloß, als Astronomisches Büro - also letztlich privat - Maßnahmen zu ergreifen, um die Lage zum Günstigen zu wenden.

So gab es im September 1967 die erste Veröffentlichung des Astronomischen Büros, den PLANETARIUM REPORT. Um mit dem Wiener Planetarium vergleichbares Material zu erhalten, wurden nur "große" Planetarien erfaßt, d.h. solche, die sich in den Betriebsproblemen von den vielen "kleinen" unterschieden. Dies zu illustrieren, wurde ein "Kleines", das der Olbers-Gesellschaft in Bremen, von meiner Frau Ruth und mir aufgenommen. Der Inhalt umfaßte: Personal matters / Technical matters / Financial matters / Operational matters / Technical matters referring to the lectures / Public relations. An diesem ersten weltweiten Planetariumskatalog beteiligten sich 68 Planetarien; alle erhielten ihn. Die MA 7 der Stadt Wien sowie Zeiss Oberkochen und Jena begrüßten ihn sehr; das Ergebnis ließ Besserung in Wien erwarten. Es folgten:

3.INTERNATIONALER PLANETARIUMSLEITER KONGRESS, Astronomisches Büro, 1969; Kongreßförderung von der Stadt Wien.

4.INTERNATIONAL PLANETARIUM DIRECTORS CONFERENCE, Toronto, Rochester, Chicago 1972. Anstelle der Veranstalter verfaßt und veröffentlicht vom Astronomischen Büro, 1972.

SEMINARPAPIERE 1973-2000 zu himmelskundlichen Themenkreisen, die das Astronomische Büro für den Österreichischen Astronomischen Verein als Inhaber der Rechte fertigte. Die Seminare wurden jährlich als AK-Stiftungskurs (5 2h-Abende) im und mit dem Planetarium abgehalten und boten volle Dokumentation, weil im Planetarium Mitschrift unmöglich ist. Sie dienten auch der Ausbildung und dem Qualifikationsnachweis der Mitarbeiter.

DAS PLANETARIUM ALS ASTRONOMISCHE ANALOG-RECHENANLAGE. In: Annalen d. Univ.-Sternwarte Wien, Bd.27, 1.Heft. Vorträge "Unter dem Himmel längst versunkener Zeiten" ermöglichten die Messungen. Reduktion im Astronomischen Büro.

PLANETARIUM DER STADT WIEN UND WIENER URANIA STERNWARTE. Text: Astronomisches Büro. Österr.Bundesverlag, Wien 1985. Näheres: beobust.htm

Zeiss-Servicearbeiten am Planetariumprojektor konnten nur beklagenswert selten durchgeführt werden; so mußte ich nach Beratung durch Zeiss-Oberkochen, Ing.Johann Welzenbach, manches Problem selbst beheben. Dafür und für manche Zusatzgeräte wurde die kleine WERKSTATT des Astronomischen Büros eingesetzt.

Die DIASAMMLUNG des Büros wurde im Planetarium genützt.

GASTVORTRAGENDE: Kost und Quartier (eigenes Fremdenzimmer) fanden sie fast immer im Astronomischen Büro und der Astroverein übernahm die Hälfte der Reisekosten und Honorare.

Sternenbote

Nach der Ausstattung des Astronomischen Büros mit dem entsprechenden Inventar - bei der Übernahme 1963 kam ja keines mit - konnte der STERNENBOTE ab 1969 offiziell vom Büro herausgegeben werden. Seit 1958 bis heute, im 50.Jahrgang, fiel kein Heft dieser Monatschrift für Österreich aus und stets wurde pünktlich um den Monatsbeginn versandt. Heute erreicht der Sternenbote praktisch alle himmelskundlich Interessierten in unserem Land. Die Programmfolder des Wiener Planetariums ab 1964 und ab 1970 auch für die Wiener Urania Sternwarte wurden bis 2000 mit den monatlichen Sternenbotenheften unentgeltlich versandt.

Österreichischer Himmelskalender

Erster Band für 1957, ab 1958 bis 1972 mit Unterstützung durch das Bundesministerium für Unterricht und von 1973 an mit Förderung durch die Stadt Wien. 2007 im 51.Jahrgang in ununterbrochener Folge. Herausgegeben vom Österreichischen Astronomischen Verein, Medieninhabung: Astronomisches Büro. Für Mitwirkung danke ich Lic.J.Meeus, Kortenberg, Belgien, Univ.-Prof. Dr.H. Schwan, Astronomisches Rechen-Institut Heidelberg, Dr.W. Thuillot, Bureau des Longitudes, Paris, H.Smutek, Wien und Ing. M.Pietschnig / W.Vollmann, Wien (Autoren von Uraniastar).

Sammlungen

Durch Ankauf, Hinterlassenschaften und Besprechungen kam eine größere Bücherei zustande, die den Besuch von Bibliotheken meist überflüssig macht und die im Umfang jener zur Zeit von Prof. Thomas entspricht. Ein kleinerer Teil umfaßt erdgebundene und Satelliten-Geographie, Meteorologie, Geophysik und Geodäsie und ein anderer Marinewesen. Internationale Zeitschriften, z.T. ebenso wie die dankenswert im Tausch gesandte Mitteilungen von Instituten sowie das Internet geben weltweiten Fachkontakt.

Schritt für Schritt, größtenteils durch ermunternde Überzahlungen des sehr geringen Sternenboten-Abonnemententgelts, konnten Büromaschinen, darunter eine leistungsfähige Kopieranlage, angeschafft werden. Allen Spendern wird herzlich gedankt!

Die Diasammlung umfaßt rund 4700 Dias 5x5mm und ist immer noch als Ergänzung zur Digitalprojektion bei Vorträgen wertvoll. Dazu 2 Dia- und ein Digitalprojektor mit 2 Laptops sowie für Freiluftbetrieb ein Bosch/ Suzuki-Generator 230/12 V samt Lautsprechereinheit mit Funkmikrophon und tragbarem CD-Spieler.

Instrumente

2002 wurde auf dem Dach des Astronomischen Büros, Hasenwartg.32, 1230 Wien, eine alarmgesicherte Topstation mit praktisch unbehinderter Rundsicht eingerichtet. Eine 12stufige, 0,4m breite Wippro-Dach-Klapptreppe mit 1,5x0,8m Durchstieg und Klappdach führt vom 2.Stock auf eine Terrasse 5,1x2,5m mit Geländer. Fundiert über einem stillgelegten Kamin steht ein Zeiss-Säulenstativ. Wahlweise kann ein Zeiss-Refraktor 10/100cm auf parallaktischer Montierung oder ein Neuhöfer-Universalinstrument aufgesetzt werden (Univ.-Prof.DI.Dr.Robert Weber, TU Wien: 16°16´38,0"E / 48°08´25,7"N, 303m, Adria).

Dazu kommen, hauptsächlich für Lehrzwecke: Einige Handfernrohre, Ferngläser, ein Sextant und eine Quarzuhr. Unter einigen historischen Instrumenten hat das Orbitoskop von Hindermann als erstes Projektionsplanetarium einen Sonderplatz.

Wissenschaftliche Tätigkeit

Sie ist besonders auf die Astronomische Phänomenologie mit dem Schwerpunkt auf freisichtiger Himmelskunde ausgerichtet. Dieses neu benannte und neu strukturierte Fachgebiet befaßt sich mit all dem, was früher unter Astrognosie, Astronomische Chronologie und Astronomische Ortsbestimmung verstanden wurde. Die Anwendungen teilen sich in die erdweite Lösung von Anblicks-, Datierungs- und Ortungsaufgaben, denn Anblick, Termin und Ort stehen in einer symbolischen Funktion mit einander in Verbindung.

Weitere Gebiete sind die Erscheinungen meteorologischer Optik sowie Geo- und Heliophysik. Diesbezügliche Arbeiten mit Behandlung der einschlägigen Himmelserscheinungen - wie beispielsweise Finsternisse, Bedeckungen, Kometen, geo- und heliophysikalische Erscheinungen - und daraus entsprungene, Veröffentlichungen kamen zunächst dem himmelskundlichen Bildungsbetrieb im Wiener Planetarium und darüber hinaus der Weiterentwicklung von Planetarien sowie dem Österreichischen Astronomischen Verein zugute. Ferner ergab sich daraus eine moderne Behandlung des Astrolabiums u.a. hinsichtlich Geometrie, Astronomie, Geschichte und Konstruktion.

Freiluftplanetarium Wien des Österr.Astronom.Vereins

Damit wurde ab 1997 die Idee von Prof.Thomas erfüllt. Förderung durch Unterrichtsministerium, Verein NÖ/Wien, Spendenaktion. Astronomische Planung und Betreuung: Astronomisches Büro.

Himmelskundliche Veröffentlichungen

Außer den genannten Veröffentlichungen erschienen speziell himmelskundliche. Im Folgenden wird eine Auswahl unter Weglassung kleinerer Beiträge in Zeitschriften etc. getroffen. Wenn nicht anders vermerkt, ist der Autor H.Mucke und das Astronomische Büro, Wien, ist der Medieninhaber). Es sind dies derzeit:

KATALOG HELLER KOMETEN -86 BIS 1950, Dafür erhielt ich ein Wissenschaftsstipendium der Stadt Wien für meine Teilnahme am Planetariumleiterkongreß. 1.Aufl. 1972. Neuauflage 1976.

CANON OF LUNAR ECLIPSES -2002 TO +2526. Von Jean Meeus und Hermann Mucke, Astronomisches Büro. 1.Auflage 1979, 2. 1983, vermehrt um ein Diagramm zum Finsternisablauf hinsichtlich der Mondscheibe und um 792 Erdbildchen zur Bestimmung des Sichtbarkeitsgebietes. 3.Aufl. 1992. Inhaltlich ungeändert, aber mit kleinerer Tabellenschrift: bessere Übersicht und billiger.

ASTRONOMISCHE PHÄNOMENOLOGIE MIT DEM TASCHEN-RECHNER. Überarbeitete Fassung auf der Grundlage des Beitrages in "Die Sterne", 58, Heft 1, 1982, p.30-47.

GEOZENTRISCHE ZONEN DER HELLEN PLANETEN. In "Em. O.Univ.-Prof.Dr.K.Ferrari d´Occhieppo zum 75.Geburtstag", Österreichische Akademie der Wissenschaften, Math.-Nat.Klasse, Sitzungsberichte, Abt.II., Bd.191, Heft 10, p.563-589, 1982.

CANON OF SOLAR ECLIPSES, -2003 TO +2526. Von Hermann Mucke und Jean Meeus. Elemente und Erdbildchen zum Sichtbarkeitsgebiet. 1.Aufl.1983; 2.Aufl.1992 ungeändert, Satz verkleinert. Mit Diskette für Ermittlung lokaler Daten von K.Silber, Gmunden.

DER KOMET P1/HALLEY ALS SÄKULARE HIMMELSERSCHEINUNG. In "Die Sterne", 61, Heft 5/6, 1985, p.276-287. Dazu Bahnmodell 1910, 1985, 2061 zur Abschätzung der Sichtbarkeit.

ASTRONOMISCHE KURZKALENDER 1900 BIS 2000. Mit Anhang bis 2010. 1989. Angaben sind "Schlüsseldaten" für weitere.

ZUR ASTRONOMISCHEN DATIERUNG IM ZWEITEN JAHRTAUSEND V.CHR. In: Ägypten und Levante, Zeitschrift für ägyptische Archäologie und deren Nachbargebiete. Hrsg. M.Bietak. III, p.125-128. Ägyptische Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Univ.-Institut fur Ägyptologie Wien und Österreichisches Ägyptologisches Institut Kairo, Wien 1992.

FREILUFTPLANETARIUM WIEN. Begleitband. Öst.Astron.Verein, Wien 2002. Text und Layout vom Astronomischen Büro. Mit Monatskarten, Atlas der Sternbilder und 26 Beobachtungsbeispielen. Dazu jährlich ein Kartonblatt: Planeten im Tierkreis (W.Regal).

DIE HIMMELSLANDSCHAFT DER STERNBILDER. In: Astronomie + Raumfahrt, Ausgabe 5, Okt.2006, p.4-8. Verlag Friedrich, Velber. Sternlinienzüge, die möglichst gut den Namen entsprechen.

DIE UNBEACHTETEN MONDFINSTERNISSE. In: Astronomie + Raumfahrt im Unterricht, Ausgabe 1, Feb.2007, p.34-35. Verlag Friedrich, Velber. Halbschatten-Mondfinsternisse über Größe 70%.

MONATSHIMMEL. Wiener Zeitung, ½ seitig + Karte, ab Aug.1990.

Österreichischer Astronomischer Verein (Astroverein)

Gegründet 1924 von Univ.-Prof.Dr.Oswald Thomas. 1.Vorsitzender Univ.-Prof.DI.Dr.Robert Weber, 2.Vorsitzender Hermann Koberger, Ehrenvorsitzender Senatsrat i.R.DI.Johann Albrecht, Finanzreferent Wolfgang Valentin, Geschäftsführer Prof.Hermann Mucke. Sitz: Baumgartenstraße 23/4. Vereinsbüro, Leiter DI.Norbert Pachner. Geschäftsstelle und Fachliches: Astronomisches Büro.- Älteste und größte himmelskundliche Gesellschaft in Österreich.

Danksagung

Allen Mitarbeitern und Beratern, auch den Helfern bei Veranstaltungen, gilt mein herzlicher Dank. Besonders sei aber meiner Frau Ruth für ihren steten Beistand und Ermunterung sowie ihr Verständnis gedankt. Ohne sie wäre unser Büro nicht das, was es ist.


Homepage Astroverein: av.htm
Homepage Astronomisches Büro:
E-Mail: astbuero@astronomisches-buero-wien.or.at